der grosse Kifferschwindel

written by buk somewhere and sometimes - I have never read this article but on the internet - but I don't remember where - so here it is...

let's hope, I don't get sued by some money-hungry heirs of buk... let's assume, it would be ok for him, to see his text in this place...


Neulich abends ging ich zu so einem Treffen - - was für mich gewöhnlich eine unangenehme Sache ist, denn eigentlich bin ich ein verschrobener Muffel, der sich lieber allein in seiner Bude besäuft und höchstens darauf hofft, daß im Radio was von Mahler oder Strawinski kommt. Aber da war ich nun mitten im Trubel. Es hatte einen bestimmten Grund, aber das ist wieder eine andere Geschichte, wahrscheinlich länger und noch konfuser als die hier...
Jedenfalls, ich stand da alleine rum, trank meinen Wein, und um mich herum toste das Stimmengewirr und irgendwas von den Doors oder Beatles oder Jefferson Airplane, und dann wollte ich mir eine Zigarette anstecken und merkte, daß ich keine mehr hatte. Das passiert mir häufig. In meiner Nähe standen diese zwei Jungmänner und schlenkerten und wackelten mit sämtlichen Gliedmaßen, verrenkten die Hälse, ließen die schlaffen Glieder baumeln - - kurz und gut, sie waren zwei ausgeleierte, lang- und breitgezogene Gummipuppen, die sich immer mehr in ihre Bestandteile auflösten. Ich ging zu ihnen hin.
"Hey, hat einer von euch 'ne Zigarette?"
Das brachte sie nun völlig aus der Fasson. Sie vollführten richtige Wellenbewegungen. Flipp, flapp.
"Sowas rauchen wir nicht, Mann!... Mann, wir rauchen doch keine ZIGARETTEN!..."
"Nee, Mann, sowas rauchen wir nicht, Mann..."
Flipp, flapp, flippflapp. Gummi.
"Wir gehn nach M-a-li-buuuu, Mann! Yeah, nach Maaali-BUUU! Mann, wir gehn nach M-a-li-buuuuuh!"
"Yeah, Mann!"
"Yeah!"
Flippflapp und flappflapp.
Sie brachten es nicht fertig, mir einfach nur zu sagen, daß sie keine Zigaretten hatten. Nein, sie mußten mir auch noch ihre Masche dazugeben, ihre Religion. Zigaretten waren was für vierkantige Spießer. Sie gingen nach Malibu. in einen angeblich bedienten und lässigen Schuppen, um ein paar Stengel Gras abzubrennen.


Sie erinnerten mich in macher Beziehung an die alten Jungfern, die an den Straßenecken stehen und den 'Wachturm' feilhalten. Die ganze LSD/STP/Marihuana/Heroin/Haschisch/Hustensaft-Clique leidet unter dem gleichen Juckreiz wie die vom 'Wachturm': entweder du bist einer von uns, Mann, oder du bist für uns gestorben. Diese Haltung ist anscheinend ein permanentes Muß für alle, die den Stoff nehmen. Kein Wunder, daß sie immer wieder hopps genommen werden - - sie können sich mit dem Stoff nicht in aller Stille vergnügen, sie müssen HINAUSPOSAUNEN, daß sie Mitglieder im Klub sind. Außerdem betrachten sie es als unerläßlichen Bestandteil von Kunst, Sex und Alternativgesellschaft. Ihr Acid-Gott Leary gibt das Kommando: "Steigt aus und folgt mir nach!", und dann mietet er hier in der Stadt einen Saal und läßt sie 5 Dollar dafür blechen, daß sie ihm zuhören dürfen. Dann taucht Ginsberg im Windschatten von Leary auf. Und dann verkündet Ginsberg, daß Bob Dylan ein großer Poet ist. Eigenwerbung von publicity-geilen Wichteln, denen der Pißpott noch am Hintern klebt. Amerika.
Aber lassen wir das, denn das ist auch wieder eine andere Geschichte. Das Ding hat eine Menge Fangarme mit Saugnäpfen dran und nicht viel Grips im Kopf, und ich sag's wie es ist. Zurück zu den 'Eingeweihten', den Potheads. Und zu ihrer Sprache.
Groovy, Mann. Dufte. Die Scene. Cool. In. Out. Spießer. Swinger. Schaff dich drauf. Baby. Daddy. Unsoweiter undsofort. Die gleichen Floskeln - - oder wie man es nennen will - - habe ich schon 1932 gehört, als ich 12 Jahre alt war. Wenn mir einer nach 35 Jahren immer noch mit dem gleichen Scheiß ankommt, macht er sich bei mir nicht besonders beliebt, erst recht nicht, wenn er sich bei dabei auch noch 'hip' vorkommt. Die meisten dieser Ausdrücke stammen von alten Koksern, von der Löffel-und-Nadel-Clique, und zum Teil auch von alten schwarzen Jazzern. Die Typen, die wirklich 'in' sind, reden heute anders. Nur die synthetischen Hipster, wie diese beiden, die ich wegen einer Zigarette angehauen hatte, die reden immer noch, als hätten wir das Jahr 1932.


Und daß Pot große Kunst erzeugt, si, das ist noch die Frage. Und wie. DeQuincy brachte ein paar annehmbare Sachen zustande, und seine 'Memoiren eines Opiumessers' lesen sich ganz flott, obwohl stellenweise auch ganz schön abgedroschen. Es liegt nun mal in der Natur der meisten Künstler, daß sie alles ausprobieren müssen. Sie sind experimentierfreudig, verzweifelt und selbstmordgefährdet. Aber bei denen kommt Pot erst NACH der Kunst. Auf den Trichter sind sie schon vorher gekommen, von selber. Sicher, etablierte Künstler gehen dann oft dazu über, sich selbst abzufeiern, und Pot Parties sind dafür ein gutes Vehikel. Außerdem liefern sie dem Künstler auch verdammt gutes Material in Gestalt von Leuten, die dabei ihre geistigen Hosen runterlassen, oder wenn nicht runter, dann wenigstens mal da und dort eine Blöße.
In den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts waren Gautiers Pot Parties und Sexorgien das Stadtgespräch von Paris. Daß er nebenher Gedichte schrieb, wußte man damals auch. Aber heute kennt man ihn nur noch wegen seiner Parties.
Und um auch noch eine andere Seite dieses Dings abzuhaken: es würde mir sehr stinken, wegen des Genusses oder Besitzes von Gras verknackt zu werden. Das wäre ungefähr so, als würde ich bei jemand im Hinterhof an einem Schlüpfer schnuppern und deshalb wegen Vergewaltigung drankommen. Gras ist solche Schwulitäten einfach nicht wert. Ein großer Teil seiner Wirkung beruht darauf, daß man fest dran glaubt. Wenn man statt dessen einen synthetischen Stoff verabreichen würde, der genauso riecht, würde sich für die meisten überhaupt nicht ändern: "Hey, Baby, das ist GUTER STOFF! Echt bedient!"
Was mich angeht: ein paar große Dosen Bier geben mir mehr. Ich laß den Stoff links liegen, nicht weil ich Angst vor der Polente habe, sondern weil er auf mich nicht besonders wirkt und mich eher langweilt. Aber ich will gern zugeben, daß Alkohol nicht die gleiche Wirkung hat wie Mary. Von Gras kann man high werden, ohne daß es einem groß bewußt wird, bei Sprit weiß man in der Regel ziemlich genau, wann man einen Schlag hat. Ich bin in der Beziehung ein altmodischer Mensch: ich bin mir gern darüber im klaren, wenn ich blau bin. Aber wenn einer lieber Gras oder Acid oder die Nadel will, dann soll er ruhig. Er wird schon wissen, was am besten für ihn ist. Das ist alles.


Wir haben schon genug Eierköpfe mit niedrigem Pegelstand, die ihren Kommentar dazu abgeben - - warum soll ich hier meinen kostbaren Dotter verspritzen? Und wir kennen inzwischen alle dieses Altweibergewäsch von wegen: "Oh, ich finde es einfach SCHRECKLICH, was diese jungen Leute mit sich anstellen, diese ganze Rauschgift und so Zeug! Ich find es schrecklich!" Und dann sieht man sich diese Oma mal an, keine Augen, keine Zähne, kein Hirn, keine Seele, kein Arsch, kein Mund, keine Farbe, keine Action, kein Humor, nichts. Bloß ein Stück Holz. Und man fragt sich, was SIE eigentlich gehabt hat von ihrem Tee und Spritzgebäck und ihrer Kirche und ihrem trauten Heim da unten an der Ecke. Auch alte Männer bringt das Treiben der Jugend gelegentlich auf die Palme - - "Verdammt, ich hab mein ganzes Leben lang SCHWER gearbeitet!" (die halten das für eine Tugend, dabei beweist es nur, daß sie blöde Arschlöcher waren) "Diese Bande will alles UMSONST! Die hocken rum und ruinieren sich mit Dope und erwarten von uns, daß wir sie durchfüttern!"
Und dann sieht man sich den Opa mal an:
Amen.
Er ist bloß neidisch. Er ist auf den Leim gekrochen und hat sich um seine besten Jahre bescheißen lassen. In Wirklichkeit würde er selber gern einen draufmachen. Wenn er nochmal jung sein könnte. Kann er aber nicht. Deshalb sollen alle anderen genau so zu leiden haben wie er.
Und damit hat sich's auch schon. Die Potheads machen zuviel Wirbel um ihr verdammtes Pot, und die Öffentlichkeit macht zuviel Wirbel darum, daß die sich damit amüsieren. Und die Polente hat alle Hände voll zu tun, und die Potheads werden hopps genommen und zetern, daß sich die Balken biegen, und Alkohol ist legal, aber wenn man zuviel davon hat und in der Gosse aufgegriffen wird, landet man ebenfalls im Knast.


Schmeiß der menschlichen Rasse irgendwas hin und sie wird sich darum balgen und die Zähne fletschen und mit den Augen rollen. Wenn man Pot legalisiert, wird es in den USA ein bißchen gemütlicher zugehen, aber viel besser wird's nicht werden. Solange es Gerichte und Zuchthäusler und Rechtsanwälte und Gesetze gibt, wird es für sie immer was zu tun geben.
Wenn sie verlangen, daß Pot legal wird, dann ist das genauso, als würden sie verlangen, daß man die Handschellen erst mit Butter einfettet, ehe man sie ihnen anlegt. Der Schuh drückt ganz woanders. Deshalb braucht man Whisky oder Pot oder Lederpeitschen oder Anzüge aus Gummi oder ohrenbetäubende Musik, bei der das Gehirn abschnallt. Oder Irrenhäuser oder synthetische Fotzen oder 162 Baseballspiele pro Saison. Oder Vietnam oder Israel oder Angst vor Spinnen. Oder daß sich deine Ische erst mal ihr vergilbtes Gebiß unterm Wasserhahn abschrubbt, eh du bei ihr druntersteigst.


Es gibt Antworten, die klare Verhältnisse schaffen, und es gibt welche, die nur die Oberfläche ankratzen. Wir kratzen immer noch an der Oberfläche. Weil wir noch nicht Mensch genug oder real genug sind, um zu sagen, auf was es uns wirklich ankommt. Ein paar Jahrhunderte lang dachte man, der christliche Glaube sei die Antwort auf alles. Nachdem man die Christen den Löwen vorgeworfen hatte, ließ man sich von ihnen den Hunden vorwerfen. Dann sagte man sich, der Kommunismus sei vielleicht für den Bauch des Durchschnittsmenschen ein gewisser Fortschritt. Aber da ging wieder die Seele leer aus. Jetzt spielt man mit Drogen herum und glaubt, da würde sich die eine oder andere Tür auftun. Die im Osten haben das Zeug schon lange vor der Erfindung des Schießpulvers gefressen. Sie kamen drauf, daß man weniger leidet und schneller stirbt. Pot oder nicht Pot. "Wir gehn nach M-a-li-buu, Mann! Yeah, wir gehn nach Mallll-i-BUUUH!"
Und jetzt entschuldigt mich. Ich dreh mir eine Bull Durham.
Will einer mal dran ziehen?

© by BUK himself

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